Gemeindeorganisation anpassen
Damit das Milizsystem erhalten werden kann, müssen in den Gemeinden operative und strategische Aufgaben klarer getrennt werden. Die Exekutive muss sich auf die strategischen Aufgaben fokussieren. Damit kann der Zeitaufwand verkleinert werden.
Mit neuen Modellen in der Gemeindeführung, mit dem Einsatz neuer Informationstechnologien, einer Überprüfung der Sitzungstermine und -rhythmen sowie einer Vergrösserung der Exekutiven kann der Arbeitsaufwand weiter reduziert werden. Dadurch werden politische Mandate beispielsweise auch für Gewerbetreibende, Unternehmer oder Berufsleute in Führungsfunktionen wieder interessanter.
Eine stärkere Trennung von operativen und strategischen Aufgaben bedingt eine Stärkung der Gemeindeverwaltungen. Das heisst nicht zwingend mehr Stellenprozente, aber mehr Fachkompetenz. Diese kann durch Kooperationen mit anderen Gemeinden, externe Mandate und durch eine entsprechende Aus- und Weiterbildung des Gemeindepersonals sichergestellt werden. Lösungsansätze bieten verschiedene Geschäftsführungsmodelle.
Rekrutierungsbasis vergrössern und Rekrutierung verbessern
Die Rekrutierungsbasis kann vergrössert werden, indem vermehrt jüngere Menschen angesprochen werden. Bis 2026 will der SGV die Zahl der Gemeinderäte unter 40 Jahren substanziell erhöhen.
Gesamtschweizerisch bekleiden die Frauen nicht einmal ein Viertel der Exekutivämter in den Gemeinden. Nach einer Zunahme bis Ende des 20. Jahrhunderts hat die Vertretung der Frauen im Gegensatz zur nationalen Ebene auf Gemeindeebene nicht mehr weiter zugenommen. Die Gemeinden versuchen, vermehrt Frauen anzusprechen – auch ausserhalb von Parteien.
Der Anteil der über 65-Jährigen in den kommunalen Behörden beträgt rund 5 Prozent. Viele im Pensionsalter stehende Einwohnerinnen und Einwohner verfügen über vielfältige Erfahrungen und über freie Zeit. Eine stärkere Vertretung älterer Einwohner und Einwohnerinnen entspräche der demografischen Entwicklung, gleichzeitig könnte ein Exekutivamt den Übergang vom Erwerbs- ins Rentnerleben erleichtern.
Für nichtselbstständige Arbeitnehmer wird es immer schwieriger, den Beruf und ein öffentliches Amt unter einen Hut zu bringen. Dies gilt speziell für Personen in Führungspositionen. Nötig sind ein Entgegenkommen der privaten oder öffentlichen Arbeitgeber, eine entsprechende Freistellungspraxis und Arbeitszeitpolitik, respektive flexible Arbeitszeitmodelle. Die kommunale Ebene ist aufgerufen, bei der Wirtschaft das Verständnis für das Milizsystem zu stärken und aufzuzeigen, dass von der Ausübung eines öffentlichen Amtes Öffentlichkeit und Unternehmen gleichermassen profitieren.
Attraktivität der Ämter verbessern
Die Wertschätzung – Respekt, Anerkennung, Entschädigung – ist ein wichtiger Aspekt der Attraktivität von öffentlichen Ämtern. Viele Gemeinden haben die Entschädigungen in den letzten Jahren erhöht. Ein weiterer Ansatz ist die Entwicklung einer Anerkennungskultur, denn es braucht nicht nur höhere finanzielle Entschädigungen, sondern eine grössere Wertschätzung des ehrenamtlichen Engagements.
Ein immer kleiner werdender Handlungsspielraum und die Verschiebung von Verantwortung zum Kanton und zum Bund schmälern die Attraktivität der Arbeit der kommunalen Milizbehörden. Der SGV wehrt sich gegen die zunehmende Bevormundung der Gemeinden durch den Bund und die Kantone und verlangt von ihnen die konsequente Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips sowie bürgerfreundliche und im Milizsystem umsetzbare Vorgaben.
Schweizerischer Gemeindeverband
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